Veränderungen in kleinen Schritten meistern
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ (Albert Einstein)
Klingt irgendwie krass, oder? Wahnsinn ist ein starkes Wort. Und doch denke ich, in dem Satz steckt viel Wahrheit. Gerade in Zeiten, in denen persönliche Tiefschläge und Krisen Menschen den Schlaf rauben oder sie Ohnmacht empfinden lassen, in denen sie sich einsam und vielleicht hilflos fühlen, könnte eine neue Perspektive ein erster Schritt in Richtung Hoffnung sein.
Neue Perspektiven sind dabei für mich einerseits neue Blickwinkel auf ein Problem, die zu überraschenden Einsichten und Erkenntnissen führen und andererseits auch Chancen, die sich auftun und dabei neue Energie geben. Neue Perspektiven sind ein Motor für Veränderung.
Und warum tun sich Menschen schwer, neue Perspektiven zu suchen und Veränderungen zuzulassen?
Veränderungen können traurig oder wütend machen, wenn man sich eingesteht, dass der bisherige Weg nicht den erhofften Erfolg gebracht hat. Ein guter Augenblick, um die Frage nach den Hintergründen, Interessen oder Denkmustern, die vielleicht dahinter liegen, zu stellen. Oft sehe ich als Systemische Coachin dabei Stärken und Werte, bei denen es sich lohnt genauer hinzuschauen.
Veränderungen können unsicher machen, wenn man sich auf unbekannten Boden wagt und nicht sicher sein kann, wohin der Weg führt. Manche Menschen mögen genau das und empfinden ein Prickeln bei solchen Herausforderungen. Andere fühlen sich ängstlich. Für mich ist an der Stelle wichtig, sich des Gefühls bewusst zu werden. Denn dann können z. B. Fragen helfen wie: „Was genau macht dich daran unsicher?“ „Mal angenommen, du würdest dich trauen - was könnten sich daraus für Möglichkeiten ergeben?“ „Und was könnte schlimmstenfalls passieren?“ „Und was bestenfalls?“…
Veränderungen sind manchmal auch mit einem Verlust verbunden, weil man etwas aufgeben müsste, an dem man doch irgendwie hängt. Im Systemischen Coaching nennt man das „den versteckten Gewinn“. Dahinter steckt der Gedanke, dass es einen Grund geben wird, warum ein Mensch an einem bestimmten Verhalten oder an einer bestimmten Situation festhält. Mag es noch so unvernünftig wirken. Hier ist es sehr hilfreich zu wissen, was diesen versteckten Gewinn eigentlich ausmacht. Denn dann haben Klient*innen die Macht zu entscheiden, wie wertvoll und erhaltenswert der versteckte Gewinn gerade (noch) ist. Und vielleicht ergibt sich aus diesen Überlegungen auch, mit was das Verlieren des versteckten Gewinns ausgeglichen werden könnte.
Das Gute an Veränderungen ist, dass oft schon ein kleiner erster Schritt den Unterschied macht. Ich gehe z. B. von einer Skala von 0 bis 10 aus und nehme an, dass 0 bedeutet: alles bleibt so wie es ist und 10 bedeutet: die maximal denkbare Veränderung wird umgesetzt. Dann stellt sich die Frage: „Wo stehst du gerade?“, „Und was wäre der nächste kleine Schritt?“, „Und was könntest du dafür tun?“, „Wer könnte dabei unterstützen?“…
Alles beim Alten lassen und trotzdem auf Veränderung hoffen? Nein! Aber mit offenen Augen auf die verschiedenen Facetten der Veränderung schauen, Brücken bauen und die Zeit geben, die es braucht – das wünsche ich mir für dich.
Über die Autorin
Katharina Temme ist Systemische Coachin und Mediatorin. Sie unterstützt euch als Zuhörerin und Impulsgeberin.
Ihr Spezialgebiet als Coach sind Veränderungs- und Weiterentwicklungsprozesse, bei denen sie euch als Wegbegleiterin zur Seite steht.
Als Mediatorin schafft sie in Konfliktsituationen den Raum für Verständigung und mehr Miteinander.
Ihr Credo lautet: Menschen verstehen, neue Perspektiven eröffnen und den Weg leichter machen. Für alle, die sich Unterstützung wünschen, um ihren persönlichen Weg zu finden.