Nein sagen – Wie geht es leichter?

Vielleicht denkst du: Nein sagen ist ja nicht so schwer? Aber wenn du ehrlich bist, dann fallen dir sicher viele Situationen ein, in denen du wider besseres Wissen „ja“ gesagt hast, obwohl du eigentlich „nein“ sagen wolltest. Und dich anschließend geärgert hast. Oft ist es nicht leicht zu spüren, was ich wirklich möchte und brauche und.. fluggs.. bist du von deinem Gegenüber vereinnahmt und zu etwas gebracht, was du gar nicht wolltest.

Hilfreich ist es, die Strategien, mit denen du zu etwas gebracht werden sollst, zu erkennen, denn nur so kannst du dich rechtzeitig wehren.

Das kann sein:

  • Erpressung

  • Druck

  • Überrumpelung

  • Manipulation

  • Schmeicheleien

  • Mitleidstour

  • Schuldgefühle

Ein klares NEIN ist der beste Grundstein für ein ehrliches JA

Hier ein drei Tipps, die im Alltag helfen können:

Tipp 1: Erst mal Zeit gewinnen!

Immer mit der Ruhe! Wenn eine Anfrage oder Bitte auf dich zukommt, musst du nicht sofort „ja“ sagen. Bitte um einen kleinen Aufschub: „Ich muss einen Moment darüber nachdenken. Ich komme gleich zu dir und gebe eine Antwort!“ Oft sagen wir vorschnell „ja“, da wir überrumpelt sind. Es sind die Anliegen, die mal so eben zwischen Tür und Angel uns vor die Füße geworfen werden. Meistens haben sie ein „mal schnell“ im Satz, wie z. B.: „Kannst du mal schnell abwaschen? Können Sie mal schnell die Mails beantworten? Oder: „Seien Sie so nett …“ Heißt so viel wie: Lehnt man ab, ist man NICHT nett. Und dann verpflichtet man sich immer wieder zu Dingen, die unnötige Zeit kosten, die einem keinen Spaß machen oder unangenehmes Bauchgrummeln verursachen. Hier darf man sich ruhig schützen! Durch den zeitlichen Aufschub gewinnt man für sich selbst Zeit, um sich darüber klar zu werden, was eine Zusage für Konsequenzen mit sich bringt.

Tipp 2: Selbstanalyse:

Warum fällt so schwer „Nein“ zu sagen? Mache dir klar, was es dich kostet, zu oft JA zu sagen. Das kann Motivation und Anreiz geben, ab sofort sich für eine Ablehnung, ein Nein zu entscheiden.

Meistens jedoch steckt Angst dahinter. Überlege dir inwieweit diese Ängste auf dich zutreffen und überlege dir Strategien damit umzugehen.

  • Angst, Harmonie zu zerstören – Manchmal kann Klarheit die Verbindung stärken.

  • Angst, abgelehnt zu werden, nicht gemocht zu werden – Ob du gemocht wirst hängt nicht unbedingt von deiner Bereitschaft immer JA zu sagen ab. Es gibt auch andere Aspekte, die dich liebenswert machen.

  • Angst, dass andere Menschen ein schlechtes Bild von uns bekommen – du hast nur wenig Einfluss darauf, was die Leute über dich denken.

  • Angst, als Egoist zu gelten – manchmal ist es besser an sich zu denken

  • Angst, nicht gebraucht zu werden – die Welt dreht sich auch, wenn du sie nicht drehst!

  • Angst, etwas zu verpassen – wenn du etwas tust, wozu du eigentlich weder Kraft noch Lust hast, dann verpasst du dich selbst.

  • Angst, vor negativen Konsequenzen – meistens kommt es anders, als du denkst. Und dich zu ärgern, wenn du etwas zugesagt hast, was du nicht wolltest, oder wenn du das Gefühl hast, ausgenutzt zu werden, ärgert dich auch.

Ermächtige dich gut für dich zu sorgen!

Manchmal kann es sinnvoll sein, sich eine solche Erlaubnis schriftlich zu stellen.

Warte nicht auf die Erlaubnis der anderen, die haben daran oft kein Interesse!

Tipp 3:

Das NEIN formulieren:

Das Wichtigste ist: Ehrlich, deutlich und unmissverständlich zu sein.

Manchmal möchtest du NEIN sagen und hoffst, das Gegenüber möge doch an Mimik oder Gestik erkennen, dass du dieses oder jenes nicht möchtest. Wie oft gibst du dann doch nach, murmelst ein „naja…“ und hoffst im Stillen, der andere zieht seine Bitte von selbst zurück. Das geschieht allerdings nur selten; also sitzt du in der Grube, die du dir selbst geschaufelt hast. Wenn du denkst: „Du denkst, dass ich denke …“, begibst du dich in eine Sackgasse, aus der herauszukommen sehr schwierig sein wird. Ebenso kann es sein, dass du das NEIN zu drastisch äußert und somit genau das geschieht, was du befürchtest hast: das Gegenüber fühlt sich verletzt.

Das bedeutet nicht, sich zu rechtfertigen. Sondern es geht darum, dem anderen eine Brücke zu bauen, damit die Ablehnung annehmbar ist.

  • Die Bitte und nicht die Person ablehnen („ich würde dir gerne helfen, aber gerade kann ich wegen… nicht“).

  • Das Nein so klar und deutlich, gleichzeitig so sanft und respektvoll wie möglich zu sagen

  • Das Nein begründen

  • Verständnis für den Bittenden haben („Ich verstehe, dass du gerade viel um die Ohren hast…“).

  • Sich für die Bitte bedanken („danke, dass du mir das zutraust, …)

  • Eine Alternative anbieten, die leichter zu erfüllen ist.

  • Andere Worte für das NEIN finden: Stopp! , ich könnte jetzt jedoch…, Wenn ich das jetzt tue, gebe, mache, dann ….,

  • Einen Teil verneinen („ich kann es heute nicht für dich machen, aber wenn es dir hilft, dann mache ich es morgen…“)

  • Das Nein humorvoll verpacken, kreativ sein

  • Konsequent sein und Konsequenzen benennen („wenn ich das jetzt tue, dann können wir später nicht….“)

  • Sich Grenzen bewusst machen

  • Körpersprache einsetzen.

Verschränke die Arme und schüttele den Kopf, ganz langsam von rechts nach links. Was dabei passiert? Die Bewegung signalisiert dem Gehirn, dass du dir eine freundliche Abwehr zugestehst.

  • Hast du dich doch überrumpeln lassen und schon zustimmend genickt, dann kannst du immer noch nachverhandeln. Dabei ist es wichtig, dass du dir deiner Motive bewusst bist – DU brauchst dich nicht zu rechtfertigen!

  • Vorsicht mit Notlügen und Ausflüchten! Denn diese können entlarvt werden und die Situation verschlimmern. Lieber ein ehrliches Nein!

Was tun, wenn der andere insistiert und hartnäckig weiter fragt?

  • Hier ist dann manchmal auch ein deutliches Wort angesagt. Auch hier kannst du die eingesetzte Strategie ansprechen, wie z.B. „Du möchtest mich jetzt offenbar mit allen Mitteln dazu bringen, dass ich “ja” sage – tut mir wirklich leid, aber das zieht dieses Mal nicht.”

  • “Ihnen scheint es sehr wichtig zu sein, mich umzustimmen. Aber leider kann ich nur noch einmal wiederholen, dass es heute nicht geht.”

Zum Schluss stell dir diese Fragen:

Wie gehst du damit um, wenn du ein Nein bekommst?

  • Kannst du ein Nein akzeptieren?

  • Fühlst du dich zurückgewiesen, beleidigt oder verletzt, wenn jemand deiner Bitte nicht nachkommt?

  • Wie gehst du mit Enttäuschungen um?

  • Wirst du wütend? Wie gehst du mit Wut um?

  • Kannst du dem anderen ein Nein zugestehen?

  • Wenn du anderen eine Absage zugestehen kannst, ohne dich dabei abgewertet zu fühlen, dann fällt dir Abgrenzung leicht.

Nein sagen kann man lernen. Damit macht man sich und seinen Mitmenschen das Leben leichter!

Friederike Hepner-Ramm

Über die Autorin

Friederike Hepner-Ramm arbeitet seit vielen Jahren als Coachin und Mediatorin sowie als Burn-out- und Resilienz Trainerin und bietet Team Tage für soziale Einrichtungen an. Sie hält Vorträge und Seminare zu verschiedenen Themen.

Ihr bunter und vielschichtiger Lebensweg hat sie vor allem gelehrt, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und individuelle Bedürfnisse hat. Darauf einzugehen ist ihr eine große Freude.