Wiedereinstieg nach der Elternzeit: Diese 4 Tipps von der Expertin helfen

Dieser Artikel ist im November 2021 zu erst auf familie.de erschienen 👉🏻 nämlich hier!

Die Elternzeit nähert sich dem Ende und der Gedanke wie sich die Rückkehr in den Arbeitsalltag gestalten soll, wird immer präsenter. Erfahrungsgemäß gleicht das einer emotionalen Achterbahnfahrt und geht mit ganz vielen verschiedenen Gefühlen einher. Vereinbarkeits-Coach Stephanie Poggemöller zeigt euch, welche Aspekte wichtig sind, um den Wiedereinstieg ins Berufsleben erfolgreich zu gestalten.

Was muss man beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit beachten?

Es kommen viele Fragen auf, die mit dieser großen Veränderung im Familienalltag einhergehen. Wichtig ist, gemeinsam als Paar Antworten auf diese Fragen zu finden, um eine gute Grundlage für eine gelingenden Wiedereinstieg zu schaffen. Die folgenden vier Tipps sind hilfreich, um die Rückkehr in den Job gelingend zu gestalten.

1. Werde dir klar, was du willst und warum

Die Gründe für einen Wiedereinstieg können ganz unterschiedlicher Natur sein. In vielen Familien sind finanzielle Aspekte der Hauptgrund für die Rückkehr in die Arbeitswelt. Denn wenn ein Einkommen nach Ende des  Elterngeldbezugs wegfällt, ist es häufig nicht mehr möglich den bisherigen Lebensstandard zu halten.

Manchen Eltern ist es wichtig, dass jedes Elternteil sein eigenes Einkommen hat, um die finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Auch der Status und die soziale Anerkennung können Beweggründe sein, um den Job wieder aufzunehmen. Anderen geht es vornehmlich darum, sich beruflich zu verwirklichen, weil sie etwas tun, das ihnen unglaublich viel Spaß macht. Die Gründe für den Wiedereinstieg sind sehr vielseitig, und das ist auch gut so. Denn hier gibt es kein richtig oder falsch.

Wichtig für jedes Elternteil das den Wiedereinstieg plant, ist es jedoch, sich einmal ganz bewusst die Frage zu stellen: WARUM möchte ich eigentlich wieder arbeiten gehen? Die persönliche Antwort darauf bildet die Grundlage für alle weiteren Schritte auf dem Weg zum Wiedereinstieg und zu einem  Vereinbarkeitsmodell, dass zu dir und euch als Familie passt.

2. Führe ein Wiedereinstiegsgespräch um passende Rahmenbedingungen zu schaffen

Hast du für dich Klarheit gewonnen, warum du arbeiten möchtest, kannst du dich im nächsten Schritt dem „Wie“ widmen. Befasse dich damit, wie dein Wiedereinstieg genau aussehen soll und welche Rahmenbedingungen es dafür braucht. Diese Punkte sind wiederum die Basis für ein Gespräch, das du in Vorbereitung auf deine Rückkehr in den Job mit deiner Führungskraft führen solltest.

Einige hilfreiche Fragestellungen, mit denen du dich auf ein solches Gespräch vorbereiten kannst, sind:

  • Wie lange ist mein Kind täglich betreut?

  • Welche Fahrtzeiten fallen an?

  • Wie viele Wochenstunden kann und will ich arbeiten?

  • An welchen Wochentagen möchte ich arbeiten?

  • Brauche ich die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten?

  • Kann ich mir vorstellen auf Dienstreise zu gehen?

  • Wie stelle ich mir meinen Job künftig inhaltlich vor?

Notiere dir die Antworten ganz für dich persönlich. Sie bilden eine sehr wertvolle Vorbereitung auf dein Wiedereinstiegsgespräch. In dem kannst du mit deiner Führungskraft klären, welche der für dich wichtigen Punkte sich wie umsetzen lassen. Überlege dir dazu im Vorfeld auch, an welchen Stellen du bereit bist, Kompromisse einzugehen und was für dich ein absolutes „Must Have“ ist.

3. Angst vor der Ungewissheit – Du bist nicht allein

Der Wiedereinstieg in den Job stellt eine große Veränderung dar. Dass in einem solchen Prozess auch Ängste und Unsicherheiten aufkommen können, ist normal. Auch mich haben damals Fragen beschäftig wie:

  • Bin ich nach der Elternzeit überhaupt noch leistungsfähig genug für den Job?

  • Bin ich inhaltlich überhaupt noch up to date?

  • Was ist, wenn neue Tools eingeführt wurden, die ich gar nicht kenne?

All diese Gedanken können dich erst mal verunsichern. Daher überlege dir, was du brauchst, um für dich innere Sicherheit zu gewinnen. Schreibe dir beispielsweise einmal auf, welche Kompetenzen du während deiner  Elternzeit ausgebaut oder vielleicht auch neu dazu gewonnen hast.

Gerade im Bereich der sozialen und personalen Kompetenzen ist die Elternzeit ein großes und intensives Lernfeld. Hier sind Fähigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität,  Empathie, Anpassungsfähigkeit oder Durchsetzungsvermögen gefragt. All das sind Kompetenzen und Stärken, die wiederum auch in der Arbeitswelt gewinnbringend eingesetzt werden können.

Ein weiterer Impuls ist, dass du dich einmal fragst, was oder wen du brauchst, um dich in den ersten Wochen im Job sicherer zu fühlen? Schlage deiner Führungskraft vor, dass es hilfreich ist, wenn du einen Buddy aus dem Team zur Seite gestellt bekommst, den du bei Fragen zu neuen Tools oder Abläufen um Unterstützung bitten kannst. Eine solche Perspektive kann das Nervositätslevel enorm senken.

4. Hole deinen Partner oder deine Partnerin mit ins Boot

Der künftige Alltag aus Familie und Beruf bringt viele Veränderungen mit sich. Eine Rückkehr in den Job bedeutet oft, dass das Elternteil, das die Elternzeit vornehmlich zu Hause verbracht hat, durch die Doppelbelastung aus Familie und Beruf in die Überlastung kommt. Um diese oftmals ganz unbewusst stattfindende Entwicklung zu verhindern, ist es hilfreich, sich bewusst mit der Um- und Neuverteilung aller anfallenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu befassen.

Folgende Fragestellungen können euch als Paar dabei vorbereitend unterstützen:

  • Wie wollen wir den Financial- und unter uns aufteilen?

  • Wer kann welchen Anteil zum beitragen?

  • In welchem Stundenumfang können und wollen wir beide nach der Elternzeit wieder arbeiten?

  • Wie lange ist unser Kind betreut?

  • Wer bringt es morgens in die und holt es nachmittags wieder ab?

  • Wie teilen wir uns künftig die Hausarbeit fair auf?

  • Wann räumen wir uns gegenseitig Auszeiten ein?

  • Wer kann uns im Außen in unserem Vereinbarkeitsalltag unterstützen?

  • Welche Gespräche müssen mit dem Arbeitgeber geführt werden, um gute Rahmenbedingungen für die gemeinsame Vereinbarkeit zu schaffen?

Das ist ein kleiner Auszug all der Fragstellungen, die in Vorbereitung auf einen erfolgreichen Wiedereinstieg dienlich sind. Denn der Wiedereinstieg bildet einen ersten wichtigen Grundstein für euer Vereinbarkeitsmodell. Und gerade weil Vereinbarkeit ein sehr komplexes und vielschichtiges System ist, lohnt es sich alle darin vorkommenden Ebenen wie Finanzen, Alltagsorganisation, eigenes Ich, Familie, Beruf und Partnerschaft einmal anzuschauen, um darauf aufbauend ein individuelles Modell zu kreieren.

Stefanie Poggemöller

Über die Autorin:

Stephanie Poggemöller berät Unternehmen auf  Work & Family bei der Umsetzung vereinbarkeitsfreundlicher Maßnahmen und unterstützt (werdende) Eltern bei allen Fragestellungen rund um Wiedereinstieg, Selbstfürsorge und Vereinbarkeit. Aus Ihrer Sicht gibt es nicht den EINEN Weg für ALLE Familien, sondern nur einen für jede einzelne. Und diesen gemeinsam mit den Familien zu finden ist für Stephanie eine Herzensangelegenheit.

Die Betriebswirtin und zweifache Mutter war vor der Selbstständigkeit über 12 Jahre in der freien Wirtschaft in verschiedenen Positionen im Großkonzern tätig. Darüber hinaus engagiert sich Stephanie bei  REDEZEIT und bietet Familien bei aktuellen Herausforderungen kostenlos ein offenes Ohr. In ihrem Ratgeber für den Wiedereinstieg berichtet Stephanie von eigenen Erfahrungen und hat viele Fragen im Gepäck die euch helfen werden, die Rückkehr in die Erwerbsarbeit bestmöglich zu planen.