Ist das eigentlich gesund?

„Putz dir die Zähne, Schatz, damit du keinen Karies bekommst.“ Diesen Satz habt Ihr sicher alle schon einmal gehört. Oder „Wenn man sich nicht ausreichend bewegt, kann das zu Herzproblemen führen.“. Alles Sätze, die wir seit unserer Kindheit oder Jugend so oft hörten, dass sie in unser Unterbewusstsein gefunden haben. Bei jedem Glas Wein, der Entscheidung auf der Couch zu bleiben anstatt einen Spaziergang zu machen und jeder Tiefkühlpizza, erscheinen große Warndreiecke vor unserem inneren Auge.

Gesund sein bedeutet in unserer Gesellschaft immer noch körperlich gesund sein. Doch wo bleiben die Sätze wie „Schatz, du musst dich ausruhen und Pausen machen, damit du nicht irgendwann komplett ausgelaugt bist“? Oder „Höre auf dein Bauchgefühl, wenn du Entscheidungen triffst, um deine Grenzen nicht zu übergehen?“.

Die vernachlässigte Gesundheit

Das sind nur einige Beispiele, die eine viel weniger beachtete Gesundheit betrifft: die mentale Gesundheit. Denn obwohl durchschnittlich jeder dritte Deutsche einmal in seinem Leben an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung leidet, sind die Präventionsmaßnahmen dafür eher selten verinnerlicht. Wenn wir in der Schule im Biologieunterricht, den menschlichen Körper durchnehmen, wird selten bis nie auf die Psyche eingegangen. Die verschiedenen anatomischen Teile des menschlichen Gehirns werden auswendig gelernt, die Hormone und Rezeptoren im synaptischen Spalt gebüffelt und Worte wie Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse werden als Allgemeinwissen angesehen. Doch wo bleibt hier der Bezug zur Realität? Wo wird uns erklärt, was wir tun können, wenn wir uns lange niedergeschlagen fühlen, Bauchschmerzen vor Angst haben oder immer wieder unter Black-Outs bei Prüfungen leiden. Habt ihr in der Schule gelernt was Mental Health ist, wie Ihr Euch um Eure Gedanken und Emotionen kümmert? Wir auch nicht. Deswegen haben wir einen Grundkurs für mentale Gesundheit entwickelt.

Nicht einfach nur krank?

Auch Dominique de Marné, die Gründerin der Mental Health Crowd, hat in ihrer Schulzeit nichts über psychische Gesundheit gelernt. So kam es dazu, dass Sie seit Ihrem 16ten Lebensjahr an Depressionen, einer Alkoholsucht und starken Stimmungsschwankungen litt und sich das als „Charakterschwäche“ oder als ihre „komische, abnormale Art“ erklärte. „Ich habe 10 Jahre meines Lebens verloren, weil mir keiner gesagt hat, dass ich psychisch erkrankt bin.“. Dominique fand Hilfe bei einem Freund, der Ihr den Rat gab, sich in Therapie zu begeben. „Danach wurde einiges leichter, ich war nicht komisch oder dumm, ich war einfach krank.“. Diese Erkenntnis veränderte alles in Dominiques Leben. Es gab einen Grund, warum Sie sich immer so schlecht fühlte.

Als Sie jedoch auf die verunsicherten Reaktionen anderer Mitpatient:Innen traf, die sich schämten und sich nicht trauten, offen mit Ihren Erkrankungen umzugehen, verstand sie die Welt nicht mehr. Sie verstand nicht warum es scheinbar einen großen Unterschied machte, ob man psychisch oder physisch krank war. „Ein Mensch mit Diabetes, wird nicht jedes Mal komisch angeguckt, wenn er den Blutzucker misst und danach eine Spritze in seinen Bauch drückt. Ihm wird nicht gesagt: ‘Jetzt reiß dich doch einfach zusammen und produzier halt Insulin.‘. Ich verstand einfach nicht, wieso ich mich für meine Erkrankung gefälligst schämen sollte.“

Warum die Mental Health Crowd

Mit diesen Erfahrungen in der Tasche und dem großen Wunsch etwas zu verändern, fing Dominique de Marné an, sich für mentale Gesundheit einzusetzen. Die Mental Health Crowd ist seit dem nicht nur an Mitgliedern gewachsen, sondern auch an Maßnahmen, die die Welt ein kleines Stückchen toleranter machen sollte. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, über psychische Gesundheit aufzuklären, Menschen im Umgang mit dieser kompetenter zu machen und ihnen aktiv Tools an die Hand zu geben, die sie für ihre eigene Mental Health nutzen können.“.

Mental Health Literacy oder psychische Grundkompetenz

Ein wichtiger Teil dieser Arbeit ist der Mental Health Guide. Dieser soll quasi die Aufgabe, die eigentlich dem/der Lehrer:In, den Eltern oder der großen Schwester gegolten hätte, übernehmen. Der Guide ist ein Grundkurs über mentale Fitness. Mit Hilfe von Quizzes, Videos, kleinen Übungen und einer trialen Herangehensweise, mit Hilfe Betroffener, Angehöriger und Professionals, soll hier eine Grundkompetenz zum Thema Mental Health vermittelt werden. Es geht los mit den Basics: den Zusammenhängen zwischen dem eigenen Körper und der Psyche, dem Umgang mit Stress und der Fähigkeit in immer mehr Momenten im Hier und Jetzt sein zu können. Diese Module gründen die Basis um sich dann mit den intensiveren Teilen des Guides beschäftigen zu können.

Dive Deep into Mental Health

Welchen Einfluss haben die Umstände in denen wir leben auf unsere mentale Fitness und wie können wir mit diesen umgehen oder sie verändern? Warum sind Emotionen so elementar wichtig für unser tägliches Leben und welche Bedürfnisse hat eigentlich ein Mensch? Welche Rolle spielen die Beziehungen zwischen mir und meinen Liebsten? Wie stehe ich eigentlich zu mir und meiner Person?

Ihr seht schon, mentale Fitness ist vielfältig und umfangreich und ist nicht in ein paar Sätzen erklärt. Deshalb kam die Idee die verschiedenen Bereiche der Psyche anschaulich und begreiflich zu machen. „Der Guide ist immer dabei, als App auf dem Handy. Er ist quasi ein kleines Fitnessstudio für den Geist. Und das wichtigste war uns, dass er richtig viel Spaß macht. Denn psychische Gesundheit soll nicht hinter geschlossenen Türen, in schwarz weiß, mit trauriger Klaviermusik behandelt werden.“

Prävention statt Kuration

Zu mentaler Gesundheit gehören natürlich auch psychische Erkrankungen. Diese spielen bei uns jedoch eher eine kleine Rolle. Denn uns ist wichtig zu betonen: wo ein Mensch, da eine Psyche. Das bedeutet, dass man nicht erst nach einer Erkrankung damit anfangen soll, sich mit der Psyche auseinander zu setzen. Wir fangen ja auch nicht erst nach einem Herzinfarkt an, uns gesund zu ernähren und Bewegung in den Alltag zu integrieren. So sollten wir uns auch verhalten, um unsere Mental Health langfristig gesund zu halten. Prävention ist hier das Schlagwort. Wir richten uns an alle Menschen mit mentaler Gesundheit: an alle Menschen.

Und das macht auch noch Spaß…

„Mental Health rocks“ das meint, es macht Spaß sich mit der eigenen psychischen Fitness zu beschäftigen, Tools zu lernen, wie man mit den Höhen und Tiefen des eigenen und dem Leben Anderer umgehen kann. Und es ist zudem ein sicherer Partner für einen langfristig gesunden Kopf. Klingt gut? Ist gut! Wir freuen uns, wenn Ihr mal auf unserer Homepage vorbei schaut oder uns auf Instagram folgt. And don´t forget: It is okay to not be okay #mentalhealthawareness #mentalhealthliteracy

copyright photo: ali abiyar / unsplash

Lucia Kleemann

Über die Autorin

Lucia Kleekamm arbeitet seit 2019 in der Mental Health Crowd im Bereich Marketing und Kommunikation. Die Aufklärung und Entstigmatisierung psychischer Gesundheit ist ihr ein Herzensthema und mit Hilfe der Mental Health Crowd möchte sie ändern, wie über Mental Health geredet wird: überhaupt, früher, offener und nicht hinter geschlossener Tür.